in der jüngsten Vergangenheit ist viel über die Siedlung Lindenthal erzählt, erörtert und auch in der Presse berichtet worden. Aus diesem Anlass, dem geplanten Verkauf von Grundstücken in Lindenthal, möchten wir Lindenthaler als unmittelbar Betroffene unseren Standpunkt darlegen.
Viele Gardelegener und Besucher der Stadt kennen unser Lindenthal als Erholungsgebiet zum Spazierengehen, die Natur genießen, einfach zum Entspannen und Wohlfühlen. Sei es durch das Wandern durch die Siedlung mit dem Blick in die gestalteten Gärten, den vielen Grünanlagen und Bäumen. Hier erleben viele noch die Natur im Wechsel mit Garten und Park. Auch mit dem Fahrrad können die verschlungenen Wege in Lindenthal und des Forstes erkundet werden.
Dieses Bild der Siedlung ist in den vergangenen 66 Jahren durch das Engagement der ersten dort hin verwiesenen heimatlosen Flüchtlinge geschaffen und gepflegt worden. Damals hat die Stiftung aus wohltätigen Zwecken gemeinnützig diesen Flüchtlingen das Land zur Besiedlung überlassen. Seit 1945 bekam die Siedlung ihren Charakter und lebt noch heute in den Erben der ersten Bewohner fort. Hinzu kamen weitere Pächter von Gartenland, die den Charme von Lindenthal mit prägen, indem sie nicht bebaute Grundstücke mit ihren Gärten verschönerten.
Trotz politischer Fehlentscheidungen in der Vergangenheit hat es die Stiftung 20 Jahre nach ihrer Wiederbelebung erreicht, sich ihrem Stiftungszweck zu widmen. Das Stiftungsvermögen in Lindenthal gehört nicht zum verbliebenen „Schrapel“. Drum ist es schade, dass das vorhandene werthaltige Vermögen der Stiftung verkauft werden soll und somit der gewachsene Charakter der Siedlung Lindenthal nunmehr für politische Zwecke und finanzielle Interessen zerstört wird.
Es mag durchaus nachvollziehbar sein, dass jetzt Eigenkapital für die Sanierung des Hospitals (Thälmannstraße/Philipp-Müller-Straße) gebraucht wird. Jedoch sollte an spätere Generationen (auch von zukünftigen Stiftungsratsmitgliedern) gedacht werden. Womit können diese den Stiftungszweck erfüllen und die dann noch im Stiftungsvermögen verbliebenen Immobilien pflegen?
Es gibt in Gardelegen und in den neu hinzugekommenen Gemeinden bereits viel ungenutztes leeres Bauland. Warum soll unter Ausnutzung öffentlich rechtlicher Instrumente ausschließlich das tatsächlich vorhandene Eigentum der Stiftung (Garten- bzw. Ackerland) zu Bauland aufgewertet werden? Weshalb soll das einzige Naherholungsgebiet in der direkten Gardelegener Umgebung wegen der Erlösgewinnung des Eigentümers und der Abschöpfung von Fördergeldern geopfert werden?
Wir Lindenthaler appellieren an den heutigen Stiftungsrat im Sinne der Stiftung und ihrer Zukunft mildtätig und gemeinnützig zu entscheiden.
Die gewählten Volksvertreter bitten wir im Interesse der Stadt zu entscheiden, keine Zerstörung eines Naherholungsgebietes bei vorhandenen erschlossenen ungenutzten Bauflächen zuzulassen.
Wir laden alle Mitglieder des Stadtrates und interessierte Gardelegener zu einer Gesprächsrunde in Lindenthal ein.
Gardelegen, 23.September 2011