- Lindenthal -

Naherholungsgebiet oder Baugebiet?


Die Gartengrundstücke in dem Naherholungsgebiet Lindenthal gehören zum Vermögen der "Vereinigten Hospitalstiftung zu Gardelegen".

In einer am 14. September 2011 vom Stiftungsratsvorsitzenden durchgeführten Informationsveranstaltung wurden die Lindenthaler Anwohner darüber informiert, dass die sich dort befindlichen Gartengrundstücke als Bauland verkauft werden sollen. Begründet wurde dies mit der Absicht, das 'Große Hospital' (Ernst-Thälmann-Str./Philipp-Müller-Str.) von Grund auf sanieren zu wollen. Dazu seien finanzielle Mittel als Eigenkapital nötigt, die durch den Verkauf der verpachteten Gartengrundstücke zum Baulandpreis eingenommen werden sollen.

Die vorbereitenden Maßnahmen zur Ausweisung eines Baugebietes (Änderung des Flächennutzungsplanes / Erstellung eines Bebauungsplanes) waren bereits weit vorangetrieben worden. So sollte schon in der nächsten Sitzung des Bauausschusses und des Hauptausschusses darüber beraten / entschieden werden, so dass der Stadtrat dies am 10. Oktober 2011 bereits beschließen kann.

Daraufhin hat sich eine Initiative entwickelt, diesem Bestreben entgegenzuwirken.

Einige Bilder der Ortslage

(anklicken für Vollansicht)


Ackerland: auch Reh, Fuchs und Wildschwein sind hier anzutreffen.
Wie lange noch?

Gartenland: Ruhe und Entspannung nach langem Arbeitstag. Grün- und Seelenpflege.
Nach 25 Jahren vorbei?

Wildwuchs: Lindenthaler Wald mit angrenzender Wiese.
Lebensraum für Vögel, Kleingetier und Insekten.

Gartenland: als Gemüsegarten angelegt. Obst, Gemüse, Kräuter – täglich frisch auf den Tisch.
Nach 60 Jahren aus?

Gartenland: liebevoll über mehrere Jahre angelegt und gepflegt.
Bald zugebaut?

Offener Brief vom 23. September 2011

Da die Zeit drängte (Bauausschuss am 26. September, Hauptausschuss am 04. Oktober, Stadtrat am 10. Oktober) fanden sich die Lindenthaler kurzfristig zu einer Besprechuung zusammen.

Ergebnis war ein "offener Brief" an den Stiftungsrat und den Stadtrat.

Brief    (Download als PDF)

Dieser Brief wurde von den anwesenden Gardelegenern auf der Rückseite unterschrieben und am Montag zusammen mit einem erläuternden Anschreiben z.Hd.des Stadtratsvorsitzenden im Rathaus abgegeben. Öffentlichkeit war durch Anwesenheit von Presse und Rundfunk gegeben.

Auch nach einer Sitzung des Stiftungsrates am 28. September war kein Abrücken von den Verkaufsplänen zu erkennen. Deshalb haben wir im Vorfeld der am 4. Oktober stattfindenden Hauptausschusssitzung an alle Stadträte von Gardelegen ein ergänzendes Schreiben verteilt. Da u.a. auch die Änderung des Flächennutzungsplanes für Lindenthal beraten werden sollte, wollten wir auf die Problematik nocheinmal hinweisen.

Es sollen öffentliche Träger benutzt werden, vorhandenes Eigentum vor dem Verkauf zum Zwecke der Erlössteigerung aufzuwerten. Hier stellt sich die Frage nach der  Verhältnismäßigkeit. Müssen wirklich die über Jahrzehnte gepachteten, mit Liebe gepflegten Gärten dem Zweck der durch die Aufwertung 'erwirtschafteten' Mittel geopfert werden?

In den folgenden Sitzungen der Fachausschüsse und des Stadtrates wurden die betreffenden Punke zur Änderung des Flächennutzungsplanes von der Tagesordnung genommen. Die Mehrheit der Stadträte stimmte einem entsprechendem Antrag wegen des offensichtlich noch bestehenden Klärungsbedarfes zu. Es bestehen hinreichende Zweifel, ob die Stiftung gemäß ihres Statutes überhaupt Grundstücke veräußern darf.

Daraus lässt sich leider noch nicht die Tendenz ableiten, dass die Stadträte dem Vorhaben, Lindenthal als Baugebiet ausweisen zu lassen, widersprochen hätten. Es ist 'üblich', solchen Beschlussvorlagen im Stadtrat prinzipiell immer zuzustimmen. Wir waren darauf vorbereitet, diesbezüglich weitere Überzeugungsarbeit zu leisten. Lindenthal ist nicht ein beliebiges Stück Land. Es gibt gute Gründe dafür, das übliche Verfahren in diesem konkreten Fall zu überdenken.

Letztlich hat jedoch das Einschreiten der Stiftungsaufsicht des Landesverwaltungsamtes bewirkt, dass der Stiftungsrat die Pläne zum Verkauf der Grundstücke aufgeben musste. Auch die Ausweisung von Lindenthal als neues Baugebiet in Gardelegen ist somit kein Thema mehr.

Als Fazit läßt sich wohl resümieren, dass jetzt alles so bleibt, wie es ist.

Dank des großen Engagements der Lindenthaler (Anwohner und Gartenpächter) wurde viel öffentliche Aufmerksamkit geschaffen. Eine ordentliche Klärung offener Fragen war unumgänglich und eine übereilte Umsetzung der Pläne des Stiftungsrates konnte vermieden werden.

Als etwas bedrückend bleibt wohl die Erfahrung in Erinnerung, dass im Falle einer politischen Entscheidung womöglich kommerzielle Interessen über den ethisch menschlichen gestanden hätten. Vielleicht ist es auch gut, wenn das in diesem konkteten Fall unbeantwortet bleibt..

Am Ende ist mit dem jetzigen Status-Quo allen gedient:

E-Mail:  lindenthal@tomhinz.de